Alpine A110

Wer sein Leben lang die neuesten, schönsten, schnellsten – und natürlich auch sparsamsten – Autos testet, die der Markt zu bieten hat, ist eigentlich immun gegen die Faszination einzelner Modelle. Doch selbst abgebrühte Profis treffen gelegentlich auf „Autos, die man nicht vergisst“. Genau dies ist auch der Titel einer Serie des Oldtimer-Magazins „Motor Klassik“. In Ausgabe 9/2012 erinnert sich Klaus Westrup an „einen ultraflachen französischen Sportwagen“. Der erfahrene Journalist schreibt seit 40 Jahren für das Fachmagazin „auto motor und sport“ und schildert, wie er 1972 die Testfahrten im Renault Alpine 1600 S empfand..

 

Der erste Eindruck, den Westrup damals in sein Notizbuch kritzelte, war, wie flach und kompakt die „nicht einmal vier Meter lange Straßen-Rakete“ dastand. Die Bezeichnung hatte sich die blaue Flunder redlich verdient, bildete doch die 1600er-Version mit bis zu 140 PS die schärfste Evolutionsstufe des legendären Leichtgewichts. Das Einsteigen fiel dem damals noch jugendlichen Journalisten wegen der räumlichen Enge schwer, irgendwann aber hat er’s geschafft – „nun liegt man mehr als man sitzt, aber die Position steht einer dynamischen Fortbewegung nicht im Wege“.

 

Für die sorgt ein hinter der Hinterachse eingebauter Vierzylinder aus der Fließheck-Limousine Renault 16. Das klingt erst mal harmlos – eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h bildete „damals das gelegentlich zitierte Wahnsinns-Tempo, mindestens so eindrucksvoll wie die 100 km/h, die der Alpine noch im zweiten Gang erreicht“. Übrigens in 7,3 Sekunden, „da fährt sogar die Porsche-Ikone 911S ein Zehntel hinterher“. Dass ein solches Rassepferd auch ordentlich Hafer braucht, nahm Klaus Westrup damals wie heute lakonisch hin. Was muss, das muss … „Fast 15 Liter pro 100 Kilometer sind es im Testmittel – überwiegend rasant zurückgelegte Kilometer, was sonst bei diesem Auto.“

 

Der Grenzbereich liegt hoch, doch das Fahrverhalten des Hecktrieblers sei „nichts für Anfänger, schon gar nichts für Untalentierte“, schreibt der Tester in sein Notizbuch. Der stolze Preis von 23.000 Mark im Jahre 1972 war ohnehin relativ zu sehen: Wenn man in der Alpine 1600 S „so etwas wie einen straßen- und verkehrstauglichen Rennwagen sehe, könne man durchaus von einem günstigen Preis, brauchbarem Komfort und einem akzeptablen Motorgeräusch sprechen“.

 

Was heißt hier akzeptabel? Der Renault Alpine 1600 S war „laut, eng hart und sehr schnell“, eben „eine reine Fahrmaschine“. Und heute mindestens so faszinierend wie bei Klaus Westrups erstem Zusammentreffen mit ihr.

 

(Renault (D) Stand 10/2012, Irrtümer vorbehalten)

Alpine A 110
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